Quereinsteiger gesucht

Unzufrieden im Job? Lust auf etwas Neues? Die vergangenen 18 Pandemie-Monate waren für viele Arbeitnehmer*Innen eine Belastungsprobe, die vieles in Frage gestellt hat. Laut Wirtschaftswoche  wollen 45 Prozent innerhalb der nächsten Monate oder spätestens nach der Pandemie den Job wechseln.

Das Interesse an einem Berufswechsel oder Jobwechsel ist allerdings nicht nur eine Folge von Covid-19, schon vor der Pandemie hat der technologische Wandel begonnen, Branchen und Berufsbilder zu verändern. Das ist weltweit erkennbar, wie die Boston Consulting Group (BCG) in einer aktuellen Studie jüngst veröffentlichte: Fast die Hälfte der Befragten gaben an, dass sie Sorge haben, der digitale Wandel könne sie arbeitslos machen.

Die Digitalisierung fordert neue Kompetenzen, von Distance Leadership für Führungskräfte über Zusammenarbeit mit Robotern in der Produktion bis zum veränderten Projektmanagement in virtuellen Teams. Manche Bürotätigkeiten werden durch Software-Automatisierung nahezu verschwinden. Nach Einschätzung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales werden sich 40 bis 50 Prozent aller Beschäftigten bis 2030 in einem digitalen Jobprofil neu qualifizieren müssen.

Ausweg aus dem Fachkräftemangel

Dafür ist gerade in Deutschland ein Umdenken notwendig. Denn: Im Ländervergleich (weltweit 45 Länder) der BCG-Studie belegt Deutschland hinsichtlich der Umschulungsbereitschaft einen der letzten Plätze. Nur die Hälfte der Befragten kann sich diesen Schritt vorstellen. Im Vergleich, der weltweite Durchschnitt liegt bei 70 Prozent.

Auch im Ranking um die investierte Zeit in berufliche (Weiter-)Bildung sind wir Schlusslicht – nur die Niederlande schneiden noch schlechter ab. Übrigens: Am Lernwilligsten sind türkische Arbeitnehmer. 80 Prozent der Befragten gaben an, sich mindestens einige Wochen im Jahr mit Fortbildung zu beschäftigen.

Doch die neuen Jobs müssen mit guten Kandidaten besetzt werden. Das ist eine große Chance für motivierte Quereinsteiger, denn sie sind zielstrebig, flexibel und lernbereit. All das, was der Arbeitsmarkt gerade dringend braucht.

Eine vorsichtig-optimistische Entwicklung ist bereits spürbar: Seit der Pandemie stellen knapp ein Drittel der deutschen Unternehmen (31 Prozent) Quereinsteiger aus anderen Branchen oder Berufsfeldern ein – Tendenz steigend. Auch die Analysten von BSC gehen davon aus, dass der Arbeitsmarkt hierzulande durchlässiger wird!